1. Tag - 16.03.24 - Delhi
Nach einem angenehmen Flug mit Qatar Airways und einem Zwischenstopp in Doha landeten wir frühmorgens in Delhi. Die Pass- und Visumkontrolle war etwas mühsam. Nach mehr als einer Stunde Wartezeit wurden wir schließlich durchgelassen und von unserem Reiseführer begrüßt. Wir fuhren direkt zu unserem Hotel, dem Ashok Country Resort. Nach dem Einchecken hatten wir etwas Zeit, uns zu erfrischen, bevor unsere Rundreise durch Indien mit einem Besuch in Alt-Delhi begann. Als Erstes besichtigten wir die Jama Masjid Moschee, die im 17. Jahrhundert erbaut wurde und bis heute die größte Moschee Indiens sowie die größte Freitagsmoschee der Welt ist. Errichtet aus rotem Sandstein und kostbarem weißen Marmor, dient sie als zentraler Versammlungsort für das traditionelle gemeinsame Freitagsgebet der Muslime des Landes.
Dann schlängelten wir uns durch die engen Gassen der Altstadt von Delhi. Überall mussten wir Rikschas, Tuk Tuks, Mopeds und Rindern ausweichen oder über Hindernisse (Haufen) klettern. Das Treiben in der 20-Millionen-Stadt war überwältigend. Jeder war nur auf sein eigenes Vorankommen bedacht, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Trotzdem gewannen wir erste Eindrücke vom farbenfrohen Indien. Wir sahen viele kleine Geschäfte mit bunten Stoffen, Juweliere mit bewaffneten Wächtern am Eingang, Gemüse- und Obstverkäufer sowie Teppichhändler – alles war so lebendig und bunt.
Abschließend besuchten wir die Gedenkstätte von Mahatma Gandhi. Eine Plattform aus schwarzem Marmor markiert die Stelle, an der Mahatma Gandhi eingeäschert wurde. Jeden Freitag wird hier eine feierliche Zeremonie abgehalten, um an den Tag zu erinnern, an dem Gandhi im Jahr 1948 an einem Freitag ermordet wurde.
Zurück im Hotel gönnten wir uns erst einmal ein Bier und einen Snack. Ein Sprung in den Pool bot uns eine willkommene Abkühlung bei fast 30°c. So endete unser erster Tag in Delhi.
2. Tag - 17.03.24 - Delhi - Mandawar
Am Morgen begann unsere eigentliche Rundreise mit einer siebenstündigen Fahrt von Delhi in den Bundesstaat Rajasthan. Am späten Nachmittag kamen wir im verschlafenen Wüstenstädtchen Mandawa an und steuerten direkt das wunderschöne Hotel Udai Resort Mandawa an. Nach einer erholsamen Stunde am Pool machten wir einen Ausflug in einem von Kamelen gezogenen Wagen (eigentlich sind es Dromedare, aber überall werden sie einfach nur Kamele genannt) und genossen am Ende der Fahrt einen atemberaubenden Sonnenuntergang, während unser Guide uns Tee/Kaffee und den köstlichen Rum "Old Monk" servierte – ein perfekter Start in den Urlaub!
3. Tag - 18.03.24 - Mandawa - Bikaner
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg, um einige der charakteristischen Havelis in der Shekhawati-Region Mandawas zu erkunden. Diese beeindruckenden, palastähnlichen Häuser sind traditionell um einen Innenhof errichtet und versetzen einen zurück in die Hochzeit des Fernhandels zwischen Indien, dem Osmanischen Reich und den europäischen Staaten im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Anschließend reisten wir weiter zur Wüstenstadt Bikaner. Dort angekommen, besichtigten wir am Nachmittag das beeindruckende Junagarh-Fort, eines der ältesten großen Paläste Rajasthans aus dem 15. Jahrhundert. Umgeben von Blattgold, Kristallglas, Spiegeleffekten, chinesischen Tapeten und holländischen Kacheln bekamen wir einen Eindruck vom prunkvollen Leben der Rathore Maharadschas. Auch die einzige staatliche Kamelfarm Asiens stand auf unserem Programm in Bikaner.
Nachdem wir unser Zimmer im Hotel Chirag bezogen hatten, ließen wir den Tag mit einem Höhepunkt ausklingen: Einem Barbecue-Abendessen begleitet von einer kulturellen Tanzshow im Raisar Camp, gekrönt von einem wunderschönen Sonnenuntergang über den Sanddünen.
4. Tag - 19.03.24 - Bikaner - Sodakore
In den frühen Morgenstunden begann unsere siebenstündige Reise durch die zunehmend trockener und karger werdende Thar-Wüste in Richtung Sodakore, wo wir am späten Nachmittag unser Hotel Mirvana Nature Resort erreichten. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, entspannten wir uns zuerst am Pool. Da es keine Poolbar gab, bestellten wir an der Rezeption zwei Biere, die innerhalb von zehn Minuten serviert wurden. Die Bedienung fragte jedoch nicht die anderen Gäste am Pool nach ihren Wünschen, sondern verschwand schnell wieder – ein Muster, das wir im Verlauf unserer Rundreise häufiger bemerkten.
Am Abend nahmen wir an einer Kochvorführung des Küchenchefs teil, der uns zeigte, wie traditionelles Chicken Masala zubereitet wird. Auf dem Rückweg zu unserem Hotel bemerkten wir die vielen Kasernen und Camps in der Nähe von Sodakore. Beim Abendessen wurde dies noch deutlicher, da in der Nähe ein Truppenübungsplatz lag und gelegentlich Teller und Gläser klirrten.
5. Tag - 20.03.24 - Sodakore - Jaisalmer - Sodakore
In den frühen Morgenstunden weckten uns die Rufe der zahlreichen Pfauen, die sich frei auf dem Hotelgelände bewegten. Es bot sich ein herrliches Bild: Überall waren Pfauen zu sehen und ihre charakteristischen Rufe zu hören.
Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Jaisalmer. Unser erster Halt war am Gadisagar-See, einem künstlichen See, der im Jahr 1156 von Rawal Jaisal, dem Gründer von Jaisalmer, angelegt wurde.
Danach erkundeten wir Jaisalmer, die goldene Stadt, so genannt wegen der vielen Gebäude aus gelbem Sandstein. Die Stadt befand sich an einem Knotenpunkt wichtiger Handelswege, wie zum Beispiel der alten Seidenstraße.
Besonders beeindruckend und majestätisch war das Jaisalmer Fort, das auf einem Hügel thronte und weithin über der Stadt sichtbar war. Die Straßen innerhalb des Forts waren teilweise sehr eng und belebt, auch von Kühen. Wir besichtigten dort mehrere Tempel und Palastgebäude.
Nach dem Fort besuchten wir weitere Havelis in der Altstadt, bevor wir zum Hotel zurückkehrten.
Nach einer Abkühlung im Pool fuhren wir am Abend mit dem Jeep zu den Moolana-Sanddünen, um den Sonnenuntergang zu erleben. Unser Fahrer wollte sein Können unter Beweis stellen und uns die dort lebenden Tiere wie Gazellen, Füchse, Wüstenkatzen und verschiedene Vogelarten zu zeigen, doch er fuhr den Jeep prompt im Sand fest. Alle Insassen mussten mit vereinten Kräften helfen, den Jeep aus dem Sand zu befreien. Mit viel Gelächter setzten wir unsere Fahrt fort. Den letzten Teil der Strecke zu den Dünen legten wir auf Kamelen zurück. Auf den Sandhügeln angekommen, genossen wir bei einem oder zwei Gläsern Old Monkey einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Zurück im Hotel erwartete uns ein indisches Abendessen im Garten.
6. Tag - 21.03.24 - Sodakore - Jodpur
Die Reise von Sodakore nach Jodhpur nahm mehrere ermüdende Stunden in Anspruch. Jodhpur, oft als die Blaue Stadt bezeichnet, war einst ein zentraler Knotenpunkt für Karawanen, die durch die Wüste zogen. Der Name rührt daher, dass viele Häuser in der Altstadt blau angestrichen sind. Es kursieren verschiedene Theorien über den Ursprung dieser Tradition. Unserem Reiseführer zufolge ist es am wahrscheinlichsten, dass der blaue Farbstoff ursprünglich von den Brahmanen genutzt wurde, um ihre Häuser vor Hitze und Insekten zu schützen, eine Praxis, die später von anderen Stadtbewohnern übernommen wurde.
Unser erster Halt war das Jaswant Thada-Mausoleum, ein königliches Denkmal aus weißem Marmor, errichtet 1899 im Rajput-Stil.
Danach besichtigten wir das Mehrangarh Fort, das majestätisch auf einem 120 Meter hohen Felsen über der Stadt liegt und zu den beeindruckendsten Palastanlagen Rajasthans zählt. Die Festung offenbart schnell ihre Bedeutung für die Macht: Die Marwar-Herrscher, die den Status von Maharadschas innehatten, erbauten sie, um den Mogulkaisern in Agra und Delhi die Stirn zu bieten. Im Inneren finden sich filigrane Steinschnitzereien, ein marmorner Königsthron, verziert mit goldenen Elefanten, und eine exquisite Kunstsammlung.
Zum Abschluss des Tages besuchten wir mit einem Tuk-Tuk einen lebendigen, farbenfrohen Basar in Jodhpur, wo wir uns in einem Gewürzgeschäft mit Gewürzen und Tee eindeckten. Am Abend kamen wir im Lords Inn an, unserem nächsten Hotel. Die geplante Entspannung am Pool fiel leider aus, da dieser leer und mit Taubendreck verschmutzt war.
7. Tag - 22.03.24 - Jodpur - Udaipur
In den frühen Morgenstunden brachen wir mit einem Geländewagen auf, um den Bishnoi-Stamm zu besuchen und ein Bauernhaus zu besichtigen. "Bishnoi" bedeutet übersetzt "29" und bezieht sich auf die 29 ökologischen und spirituellen Regeln, nach denen der Stamm lebt. Sie lehnen beispielsweise den Verzehr von Fleisch ab und verbieten das Fällen von Bäumen, wodurch sie Jäger und Wilderer aus ihren Gebieten fernhalten. Nach der Rückkehr ins Hotel setzten wir unsere Reise mit dem Bus nach Udaipur fort. Außerhalb von Jodhpur machten wir Halt in einer Weberei, die mich zum Kauf von Bettwäsche inspirierte. Die passenden Kopfkissenbezüge waren nicht auf Lager, also beobachteten wir, wie sie direkt für uns angefertigt wurden.
Unsere Route führte uns weiter zu einem Zwischenstopp in Ranakpur, dem Standort einiger der prächtigsten Jain-Tempel Indiens. Der beeindruckende Haupttempel, eines der fünf heiligen Jain-Pilgerzentren, zeichnet sich durch eine exzellente Tempelanlage aus und erstreckt sich über rund 3.600 m². Der Haupttempel "Chaumukha Mandir" ist mit weißem Marmor verziert und umfasst insgesamt 1.444 Säulen.
Die lange Fahrt führte uns durch die Berge nach Udaipur, das auch als "Venedig des Ostens" bekannt ist, wo wir am frühen Abend unser Hotel Yois erreichten. Dort hatten wir endlich die Gelegenheit, unsere Koffer neu zu packen, da wir zwei Nächte bleiben würden.
8. Tag - 23.03.24 - Udaipur
Am Morgen begannen wir mit einem Stadtspaziergang, auch hier, wie schon Tage zuvor, kündigte sich das Holi Fest an, überall gab es das Farbpulver zu kaufen, doch dazu später mehr.
Udaipur, oft als die charmanteste Stadt Rajasthans bezeichnet, wurde 1559 von Maharana Udai Singh II. gegründet und ist vor allem für seine prächtigen Residenzen und künstlich angelegten Seen bekannt. Wir schlenderten durch die Altstadt, vom Uhrturm zum Jagdish Tempel, einem der größten und meistbesuchten Hindutempel in Rajasthan und Nordindien.
Nach dem Spaziergang besuchten wir den 1725 erbauten Stadtpalast am Pichhola-See, der insgesamt 11 Paläste, Höfe und Gärten umfasst. Besonders berühmt sind die kunstvollen Pfauenmosaike. Nach einer ausgiebigen Tour durch einige Paläste gingen wir zum See und setzten unsere Besichtigung mit dem Boot fort. Wir fuhren am "schwimmenden" Palast Jag Niwas vorbei, der neben dem Taj Mahal als eines der bekanntesten Fotomotive Indiens gilt und oft in Filmen zu sehen war, darunter der James-Bond-Film "Octopussy" von 1983.
Unser nächstes Ziel war der unverändert erhaltene Wasserpalast Jag Mandir. Nach etwa 20 Minuten Bootsfahrt erreichten wir die Anlegestelle, die von riesigen Marmorelefanten bewacht wird. Die Gäste verteilten sich auf dem Gelände, das zwar nicht viel zu bieten hat, aber einen schönen Blick auf den See, das Ufer und den Palastkomplex ermöglicht.
Auf der Insel befindet sich ein auch ein kleiner Gartenpavillon aus grünem Marmor, umgeben von einigen vernachlässigten Rosenbeeten. Obwohl die Insel selbst nicht besonders beeindruckend war, lohnte sich die Bootsfahrt über den See, die einen ganz anderen Blick auf Udaipur ermöglichte.
Zum Abschluss besuchten wir den Sahelion Ki-Bari, den "Garten der Frauen". Dieser Garten aus dem 18. Jahrhundert entstand, weil eine Prinzessin sich ein Schwimmbecken zur Erfrischung in der sommerlichen Hitze gewünscht hatte. Sie bekam einen ganzen Park mit einem riesigen Swimmingpool im Zentrum und diversen Wasserspielen rundherum. Maharana Sangram Singh ließ diesen Garten für sie erbauen. Der attraktive und ziemlich große Swimmingpool ist von hohen Mauern umgeben, die einst die adeligen Damen beim Baden vor neugierigen Blicken schützten. In der Mitte erhebt sich ein Pavillon mit einer farbenfroh bemalten Frauenstatue, und rund um das Becken spritzt Wasser aus feinen Düsen.
Den Rest des Tages verbrachten wir im Hotel am Pool, der hier sogar ohne Taubendreck und mit Wasser aufwartete. Nachdem ich die Servicekraft darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Liegen und Stühle fehlten, wurden diese bereitgestellt. Selbstverständlich musste ich auch anmerken, dass ein Bier wünschenswert wäre. Es entstand erneut das Gefühl, dass man hier um alles erst bitten muss.
9. Tag - 24.03.24 - Udaipur - Jaipur
Nach einem reichhaltigen Frühstück verließen wir Udaipur und setzten unsere Reise fort zum Herzen Rajasthans, nach Jaipur. Als eine sich rasch entwickelnde Industriestadt, ist Jaipur mit über drei Millionen Einwohnern die Hauptstadt des indischen Bundesstaates Rajasthan. In Jaipur änderte unser Reiseleiter das geplante Programm, das ursprünglich für den nächsten Tag vorgesehen war. Das Holi-Fest, welches am 25. März begann, brachte einige Änderungen mit sich, insbesondere bei den Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten, die früher schlossen. Deshalb fuhren wir direkt in die Stadt, anstatt ins Hotel. Wir passierten den Palast der Winde und erreichten den prachtvollen Stadtpalast mit dem Freilichtobservatorium Jantar Mantar, das dem Besucher die Astronomie näherbringt und 2010 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Ein weiterer Punkt auf meiner To-Do-Liste.
Anschließend besuchten wir das Amber Fort. Am unteren Parkplatz angekommen, wechselten wir zu Jeeps, die uns den Aufstieg erleichtern sollten. Zu Fuß wäre es schneller gegangen, denn die Fahrt verlief im Schneckentempo, teilweise im Stillstand. Oben angekommen, entfaltete der prächtige Palast seine Magie, und die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht schienen zum Greifen nah.
Zurück am Parkplatz, kehrten wir nach Jaipur zurück. Ein Fotostopp am Wasserpalast Jal Mahal war unverzichtbar. In Jaipur machten wir noch einen kurzen Halt am Straßenrand, während unser Reiseleiter Farben für das Holi-Fest einkaufte.
Am Abend checkten wir schließlich im Park Ocean Hotel ein, wo wir zwei Tage verbrachten.
10. Tag - 25.03.24 - Jaipur
Holi Fest - Indien erstrahlte in noch mehr Farben. Nach dem Frühstück begrüßte uns unser Guide am Bus mit Farbpulver und Old Monkey. Einmal bunt "angezogen" und den Rum genossen, umarmte uns der Guide und rief laut "Happy Holi" – der unverzichtbare Satz des Tages. Auf dem Weg in die Stadt war alles farbenfroh, mit Menschen, die z.B. komplett in Lila gekleidet waren. Wir besuchten ein umzäuntes Event mit viel Musik, Tanz und Reden. Überall gab es neue Farbduschen, auch von Fremden und ständig hörte man "Happy Holi", einfach wunderschön.
Zurück im Hotel versuchten wir vergeblich, die Farbe durch ausgiebiges Duschen zu entfernen. Durch den Schweiß hatte sie sich in die Haut eingegraben. Meine grün-gelbe Körperfärbung verschwand erst nach zwei Tagen.
Gegen Mittag kehrten wir in die Stadt zurück, fotografierten den Palast der Winde und besuchten einen Juwelier.
Nach dem Abendessen fuhren wir mit Jeeps und erlebten Jaipur bei Nacht. Nachdem wir viele Sehenswürdigkeiten fotografiert hatten, fuhren wir zum Parkplatz des Amber Forts. Um 20 Uhr wurde das Fort beleuchtet, ein atemberaubender Anblick. Auch den Wasserpalast hielten wir fest, diesmal beleuchtet.
Ein beeindruckender Tag endete und erschöpft fielen wir in unsere Betten.
11. Tag - 26.03.24 - Jaipur - Ranthambore Nationalpark
Dieser Tag sollte mir lange in Erinnerung bleiben. Am Abend zuvor missachtete ich meine eigene Regel für Auslandsaufenthalte in Asien: "Cook it, boil it, peel it" und aß einen verlockenden grünen Salat im Hotel. Unser Guide hatte zwar erwähnt, dass diese Regel außerhalb der Hotels gelte, aber nicht innerhalb, da diese sich an westliche Standards halten und ihre Salate mit Flaschenwasser reinigen.
Am nächsten Tag, während einer Pause auf der Fahrt, musste ich feststellen, dass ich nur noch Blut ausschied – kein normaler Durchfall, sondern reines Blut. Zwei Tabletten Imodium akut bewahrten mich vor Schlimmerem auf der Weiterfahrt zum Hotel am Ranthambore Nationalpark.
Nach einer kurzen Erholung im Hotel Om Rudrapriya in Sawai Madhopur, wechselten wir in offene Jeeps und machten uns auf den Weg zum Nationalpark, in der Hoffnung, Tiger zu sehen. Doch trotz der Vorfreude: Keine Tiger in Sicht, nur viele Hirsche und Vögel. Aus Langeweile fotografierte ich diese. Das Gebiet war einst ein Aushängeschild des Project Tiger, erlitt jedoch in den 1990er Jahren durch Wilderei schwere Verluste in der Tigerpopulation. Zusammen mit dem benachbarten Kaila-Devi-Wildreservat und weiteren Schutzzonen bildet der Nationalpark das Ranthambhore-Tigerreservat.
Den Rest des Tages verbrachte ich im Zimmer, hin- und hergerissen zwischen Bett und Toilette.
Auch Inge wurde leicht krank, erholte sich jedoch schnell. Der Gedanke an den nächsten Tag, an dem es per Zug weitergehen sollte, ließ mich bereits frösteln.
12. Tag - 27.03.24 - Sawai Madhopur – Bharatpur
Nach einer weiteren unruhigen Nacht, die zwischen Bett und Toilette stattfand, beschränkte sich mein Frühstück auf eine Banane – das musste genügen. Wir wurden zum Bahnhof von Sawai Madhopur gefahren, der an den Nationalpark grenzt. Zum ersten Mal betrachteten wir einen indischen Bahnhof aus der Nähe. Die Züge sind hier teilweise sehr lang, was zu entsprechend langen Bahnsteigen führt, damit jeder direkt bei seinem Waggon einsteigen kann.
Nach etwa drei Stunden Fahrt erreichten wir Bharatpur ohne weitere Zwischenfälle. Nach dem Einchecken im Hotel Udai Vilas stand eigentlich das Fort Fatehpur Sikri auf dem Programm, welches wir jedoch ausließen. Stattdessen ging Inge mit unserem Reiseführer ins Krankenhaus, um Medikamente für mich zu holen. Sie kam mit einer Tüte voller verschiedener Tabletten und Elektrolytgetränken zurück, zusammen mit der ärztlichen Versicherung, dass es mir in drei Tagen besser gehen sollte. Da ich Marcumar einnehme, riet man mir, dieses vorübergehend abzusetzen, damit mein Blut dicker wird und die Wunde im Darm schneller heilt. Den Rest des Tages und die Nacht verbrachte ich also im Bett.
13. Tag - 28.03.24 - Bharatpur - Agra
Dies war die kürzeste Etappe unserer Rundreise. Die 60 Kilometer nach Agra vergingen schnell. Wir steuerten direkt eines der neuen Weltwunder an, das Taj Mahal. Meine Befürchtung, dass es in Agra viel Smog geben könnte, wie man oft auf Fotos und in Dokumentationen sieht, löste sich auf – wir hatten herrliches Wetter. Das Gelände des Taj Mahal ist nur durch Sicherheitsschleusen zugänglich. Die Mitnahme von Flüssigkeiten, außer Trinkwasser, ist für Besucher verboten. Das Denkmal wird von Soldaten Tag und Nacht bewacht, und in seiner Umgebung gilt ein Flugverbot. Man darf auch nicht mit dem Auto oder Bus bis zum Eingang fahren. Etwa einen Kilometer davor hielten wir auf einem großen Parkplatz, von wo aus wir mit einem Elektro-Golfwagen zum Eingang gebracht wurden. Nach der Sicherheitskontrolle gingen wir durch einen großen Vorplatz zum Haupttor und erblickten durch den Torbogen zum ersten Mal das majestätische Gebäude mit den vorgelagerten Wasserbecken. Die besten Fotos gelingen, wenn man direkt durch das Tor geht und das Gebäude etwa 200 Meter entfernt vor sich hat. Hier stockte uns zum ersten Mal der Atem – welch ein Anblick, welche Perfektion. Die Symmetrie der Anlage war äußerst beeindruckend. An allen vier Ecken befindet sich eine Moschee, aber nur die linke neben dem Taj Mahal wird genutzt; die anderen drei dienen nur dazu, das harmonische Gesamtbild zu vervollständigen.
Im Garten wimmelte es von Menschen, und überall ließen sich Paare und Gruppen vor dem Taj Mahal fotografieren. Es gab sogar Fotografen, die ihre Dienste anboten und gegen Bezahlung Besucher mit deren eigenen Kameras fotografierten. Ein buntes Gemisch aus Indern, Reisegruppen aus aller Welt und Einzelreisenden mit Privatführern war zugegen, sodass es unmöglich war, ein Foto ohne Menschenmassen im Vordergrund zu machen. Die in der Mitte des Wassergrabens gelegene Marmorplattform mit verschiedenen Bänken ist der beliebteste Aussichts- und Fotografier-Punkt.
Für das berühmte Foto der verstorbenen Prinzessin Diana, die alleine auf einer Marmorbank saß, wurde das Areal eigens abgesperrt.
Das kräftige Grün des Gartens bietet einen schönen Kontrast zum Weiß des Taj Mahal und dem Blau des Himmels. Wir besuchten auch das Mausoleum, die Wartezeit war kürzer als erwartet. Nach Erhalt unserer Schuhüberzieher am Eingang des Mausoleums verlief der Eintritt zügig. Der Innenraum war weniger beeindruckend als erhofft. Trotz der Schilder, die am Eingang um Stille baten, war es unglaublich laut.
Zurück am Eingangstor nahmen wir uns noch etwas Zeit, um den Anblick des Taj Mahal zu genießen, trotz der vielen Besucher.
Anschließend besuchten wir den Marble Art Palace, eine Werkstatt, in der uns die Herstellung von Intarsien z.B. bei Marmortischen demonstriert wurde.
Danach checkten wir im Hotel Marine House ein. In der Nähe des Hotels entdeckten wir zum ersten Mal ein Kaufhaus. Endlich konnten wir shoppen. So endete unser vorletzter Tag der Rundreise.
14. Tag - 29.03.24 - Agra - Dehli
Die Fahrt nach Delhi war langwierig, immer wieder gab es kleine Staus auf der Autobahn. Dies verdeutlichte die hausgemachten Verkehrsprobleme in Indien, wo Busse mitten auf der Autobahn halten, um Passagiere ein- und aussteigen zu lassen.
Durch die Vorstadt Noida, ein Zentrum der Hightech-Industrie, erreichten wir Delhi. Von der Autobahn aus erblickten wir ausschließlich hochmoderne Gebäude – ein Symbol für das neue, pulsierende Herz Indiens. Eine Stadtrundfahrt führte uns zum Gurdwara Bangla Sahib, einem Sikh-Tempel. Nachdem wir uns angemessen bedeckt hatten, betraten wir den Tempel. Der Spaziergang um den künstlichen See war sehr inspirierend. Ein Höhepunkt war der Besuch der Großküche im Tempel, wo das gemeinsame Essen Menschen verbindet. Wir erhielten Einblicke hinter die Kulissen, wo jeder – Kinder, Frauen und Männer – bei der Zubereitung der Mahlzeiten mithilft. In riesigen Töpfen werden Gemüsecurrys und Linsengerichte gekocht, während Fladenbrote quasi am Fließband produziert werden, alles finanziert durch Spenden. Nicht alle sind hier auf Spenden angewiesen; unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Kaste und sozialem Status kann sich jeder kostenlos verpflegen. Die erste Mahlzeit wird in der Küche schon ab 4 Uhr morgens serviert.
Unser letztes Hotel, das Ashok Country Resort, war dasselbe wie am ersten Tag, nur dieses Mal viel belebter, da eine indische Hochzeit bevorstand. Leider war unser Zimmer direkt gegenüber dem Festbereich.
Nach dem Abendessen beobachteten wir das Treiben vom Zimmer aus, das jede Bollywood-Produktion in den Schatten stellte. Doch um 23 Uhr endete das Fest, und wir konnten unsere letzte Nacht in Indien ruhig verbringen.
Zum Glück ging es mir dank der Medikamente mittlerweile besser.
15. Tag - 30.03.24 - Das war es
Nach dem Frühstück, zum ersten Mal seit drei Tagen ohne Banane und Reis, wurden wir zum Flughafen gebracht. Der Flug nach Doha startete pünktlich, doch mussten wir in Doha fast eine Stunde in der Maschine warten, weil ein Zubringerflug verspätet war.
Auf dem Flug nach Frankfurt konnte ich das erste Mal wieder erfolgreich die Toilette benutzen; es ging mir wieder gut.
Spät am Abend kamen wir in Frankfurt an. Wegen Problemen mit der Bahnverbindung von Frankfurt nach Ingelheim holte uns meine Schwester vom Flughafen ab und brachte uns nach Hause.
So ging unsere wunderschöne Rundreise durch das farbenprächtige Indien zu Ende.
Eine weitere private Rundreise nach Südindien hatte ich bereits einige Tage zuvor mit unserem Reiseleiter vereinbart. Wir freuen uns jetzt schon auf die Fortsetzung.